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Güterwagen der Straßenbahn Meißen

 

Seit Mitte 2017 befindet sich ein mehr als 110 Jahre alter schmalspuriger offener zweiachsiger Güterwagen im Eigentum der ISEG. Um was für ein Fahrzeug handelt es sich dabei?

Die elbabwärts von Dresden gelegene Stadt Meißen – weltbekannt durch ihre Porzellanmanufaktur – konnte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer besonders vielseitigen verkehrstechnischen Erschließung aufwarten:

-   Anbindung an das sächsische Regelspurnetz über die Hauptbahn (Leipzig –) Borsdorf – Coswig (– Dresden)

-   Anbindung an das weitverzweigte sächsische 750-mm-Schmalspurnetz in Richtung Wilsdruff/Freital und Lommatzsch/Döbeln

-   Güterumschlag von/zur Binnenschifffahrt auf der Elbe

-   Haltestelle der Personendampfschifffahrtslinie Dresden – Riesa – Mühlberg

-   Überlandverkehr mittels Kraftomnibuslinien

-   Städtischer Personennahverkehr mittels meterspuriger Straßenbahn

1)	Am Meißner Elbkai erfolgte bis 1939 der Umschlag von Jute aus Übersee vom 
Binnenschiff auf meterspurige Güterwagen, welche den wertvollen Rohstoff in die Spinnerei zur Verarbeitung weiterbeförderten. Foto: Sammlung Mattis Schindler Am Meißner Elbkai erfolgte bis 1939 der Umschlag von Jute aus Übersee von Binnenschiffen auf meterspurige Güterwagen, auf denen der wertvolle Rohstoff zur Verarbeitung in die Jutespinnerei und -weberei Meißen gelangte. Foto: Sammlung Mattis Schindler

 

Elektrische Lokomotiven beförderten auf dieser Güterbahn regelspurige Güterwagen im Huckepackbetrieb auf Rollböcken (engl. Trucks) zwischen dem Bahnhof Meißen Triebischtal und den linkselbischen Industrieanschlüssen. Für den Güterverkehr zwischen den Fabriken und dem rechtselbisch angelegten Hauptbahnhof sowie dem Elbkai standen hingegen 17 meterspurige Güterwagen zur Verfügung. Mit dem Neubau der Elbbrücke endete 1934 der Straßenbahnbetrieb zum Hauptbahnhof und zu Beginn des Zweiten Weltkrieges auch der Güterverkehr zum Elbufer. Ein Grund dafür war der Importstopp amerikanischer Jute, die bis dato in nicht unwesentlichen Mengen vom Schiff zur Verarbeitung in der Meißner Jutespinnerei und -weberei umgeschlagen wurde. Den Großteil der nicht mehr benötigten Güterwagen übernahm der Militärfiskus des Deutschen Reiches und so gelangten sechs der Wagen auf die Nordseeinsel Langeoog, wo sie zunächst für Materialtransporte zur militärischen Befestigung der Insel gegen Großbritannien dienten. Die nach Kriegsende noch vorhandenen vier ex Meißner Güterwagen kamen fortan im regulären Frachtgüterverkehr oder zu bahninternen Materialtransporten zum Einsatz. Im Jahre 2009 verlagerte die Inselgemeinde den Güterverkehr von der Schiene auf Elektrolastfahrzeuge. Etwa 20 Güterwagen verkaufte die Inselbahn an Museumsbahnen und interessierte Privatpersonen, darunter auch die vier ex Meißner. Einen davon konnte die ISEG im Jahr 2017 von einem privaten Sammler erwerben. Im Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden e. V. (SUFW) begann 2018 seine Restaurierung annähernd in den Ursprungszustand, seine Fertigstellung wird im 1. Halbjahr 2020 erwartet. In Zukunft soll der Güterwagen in Meißen gemeinsam mit der im Eigentum des Verkehrsmuseums Dresden befindlichen Güterlokomotive 3, hergestellt 1901 von der Fa. Liebscher in Dresden (mechanischer Teil) und der Union-Elektrizitätsgesellschaft in Berlin (elektrischer Teil), sowie mit einem Rollbockpaar im ehemaligen Straßenbahndepot an der Meißner Jaspisstraße die beiden Transporttechnologien der einstigen Güterbahn dokumentieren.

Die genaue Identität des Meißner Güterwagens ist derzeit noch unklar. Baulich gehört er zur Gruppe der in Breslau gebauten Wagen Nr. 11 bis 15. Spenden zur Aufarbeitung des Wagens sind willkommen!

Das Bild zeigt einen aus Meißen stammenden Güterwagen – heute im Eigentum der ISEG e.V. – im Einsatz auf Langeoog (Wagen-Nr. 20). 
Das Werkstättenpersonal hat ihn den betrieblichen und verkehrlichen Anforderungen der Inselbahn angepasst. Foto: Sammlung Ludger Kenning Dieses Bild zeigt einen der aus Meißen stammenden Güterwagen im Einsatz auf der Insel Langeoog (Inselbahn-Wagen Nr. 20). Das Werkstättenpersonal hat ihn den betrieblichen und verkehrlichen Anforderungen der Inselbahn angepasst. Bis 2009 blieb dieser Wagen auf der Nordseeinsel, acht Jahre später übernahm die ISEG 2017 diesen Güterwagen von einem Eisenbahnfreund.
Foto: Sammlung Ludger Kenning

3)	Ankunft des Meißner Güterwagens am 24. Oktober 2017 beim SUFW in 
Dresden, wo seine Restaurierung erfolgt. Von den in Sachsen einst eingesetzten meterspurigen Güterwagen blieben bis heute gerade einmal eine Handvoll erhalten. Dank der ISEG kann eines der 
Unikate in voraussichtlich zwei Jahren dem interessierten Publikum präsentiert werden. Foto: Joachim Schulz Ankunft des Meißner Güterwagens am 24. Oktober 2017 beim SUFW in Dresden, wo kurz danach seine Restaurierung begann. Von diesen in Sachsen einst eingesetzten meterspurigen Güterwagen blieben bis heute gerade einmal eine Handvoll erhalten. Dank der ISEG kann eines der Fahrzeuge bald restauriert präsentiert werden.
Foto: Joachim Schulz